Sophie ist leidenschaftliche Balletttänzerin und bezeichnet Mathematik und Physik als ihre Lieblingsfächer. Warum also nicht diese Leidenschaften kombinieren? Inzwischen ist aus der Vorliebe sogar ein Physikstudium geworden – unter anderem auch dank einem Lehrer, der sie speziell ermutigt hat!
Mein Name ist Sophie Ritter, ich bin 18 Jahre alt und komme aus Salzburg. Ich habe dieses Jahr die Matura am Akademischen Gymnasium gemacht und studiere jetzt Physik an der ETH Zürich.
Die VWA, die du im Rahmen deiner Matura geschrieben hast, wurde mit dem Dr. Hans Riegel-Fachpreis ausgezeichnet. Wovon handelt deine Arbeit?
Der Titel der Arbeit ist „Die Physik des Balletttanzes“ und vereint damit zwei meiner großen Interessen; ich tanze Ballett seit ich drei bin und besuchte in der Schule einen Physik-Pluskurs. Es wurde tatsächlich schon einiges zu dem Thema geschrieben, weswegen mich mein Betreuungslehrer dazu ermuntert hat, keine reine Literaturarbeit zu machen. Ich habe daher mit dem Sportlabor der Universität Salzburg zusammengearbeitet und konnte dort eigene Messungen anstellen. Ich habe meine Arbeit in die drei Hauptthemen Gleichgewicht, Sprünge und Drehungen gegliedert und während des Arbeitens gemerkt, dass mir das wissenschaftliche Arbeiten echt viel Spaß macht! Das war dann auch der ausschlaggebende Punkt, warum ich jetzt Physik studiere.
Wie hat der praktische Teil im Sportlabor ausgesehen? Was hast du genau gemessen?
Ich habe verschiedene Sprünge und Variationen ausgeführt und diese per Videomitschnitt und den Aufzeichnungen einer Kraftmessplatte miteinander verglichen.
Was war dabei die interessanteste Erkenntnis für dich?
Wieviel Kraft in diesen Sprüngen tatsächlich steckt! Das ist teilweise das Vielfache des eigenen Körpergewichts, das da über nur einen Fuß an den Boden weitergegeben wird. Außerdem bringt dieses theoretische Wissen auch beim Tanzen selbst was: Gewisse Drehungen zum Beispiel werden plötzlich einfacher, wenn man die Physik dahinter versteht.
„Wieviel Kraft in diesen Sprüngen tatsächlich steckt! Das ist teilweise das Vielfache des eigenen Körpergewichts, das da über nur einen Fuß an den Boden weitergegeben wird. Außerdem bringt dieses theoretische Wissen auch beim Tanzen selbst was: Gewisse Drehungen zum Beispiel werden plötzlich einfacher, wenn man die Physik dahinter versteht.“
Wurdest du bei diesem Projekt von jemandem besonders unterstützt?
Auf jeden Fall von meinem Betreuer, meinem Physik- und Mathematiklehrer.
Der Forschungsprozess läuft ja nicht immer ganz glatt ab; kannst du dich an Probleme erinnern, die sich beim Schreiben deiner Arbeit aufgetan haben?
Am Anfang war ich etwas ziellos und wusste nicht, in welche Richtung ich mit dieser Arbeit eigentlich gehen soll. Geholfen hat mir, mir bestimmte Fragen zu stellen: Was möchte ich selbst wissen? Was interessiert mich an dem Thema?
Die Zeiteinteilung war auch nicht ganz leicht. Schule und restliche Matura laufen nebenbei ja weiter.
Außerdem hatte ich anfangs Probleme mit der Fachliteratur. Da gab es schon auch Sachen, die mir zu dem Zeitpunkt echt noch zu hoch waren. Da hat mich mein Betreuungslehrer aber gut unterstützt.
Du hast vorhin erwähnt, dass du einen Physik-Pluskurs besucht hast …
Genau! Wir haben uns im Rahmen dieses Kurses auf das Austrian Young Physicists’ Tournament, einen Physik-Wettbewerb für weiterführende Schulen, vorbereitet. Mathematik war schon in der Volksschule mein Lieblingsfach und mein Mathe- und Physiklehrer im Gymnasium hat mich dann motiviert, diesen Pluskurs zu besuchen. Außerdem haben ein paar meiner Freunde das auch gemacht.
Wie kann man sich diesen Physik-Wettbewerb vorstellen?
Drei Teams treten gegeneinander an. Ein Jahr vor dem Wettbewerb wird eine Liste mit physikalischen Problemen publiziert, die man gemeinsam im Physik-Pluskurs anhand von Experimenten, etc. löst. Dann stellt jedes Team seine Ergebnisse vor.
Wie läuft dein Studium? Wie bist du auf die ETH Zürich gekommen?
Ich wollte einfach ein bisschen weg aus Salzburg. Die ETH hat mir von den Unis, die ich mir angesehen habe, am besten gefallen und ich bin echt sehr glücklich dort. Auch wenn das Studium wirklich, wirklich fordernd ist …
Hast du einen bestimmten Berufswunsch?
Nicht konkret. Ich möchte gerne in die Forschung gehen und weiter wissenschaftlich arbeiten. Ich könnte mir gut vorstellen, an einer Uni zu forschen. Astrophysik interessiert mich ganz besonders, damit beschäftige ich mich auch in meiner Freizeit ständig, lese viel und höre Podcasts zu dem Thema.
„Astrophysik interessiert mich ganz besonders, damit beschäftige ich mich auch in meiner Freizeit ständig, lese viel und höre Podcasts zu dem Thema.“
Irgendwelche Podcast-Tipps?
Auf jeden Fall die „Sternengeschichten“! Ganz toll! Relativ kurz, toll aufgearbeitet und gut zu verstehen.
Was würdest du anderen an Physik interessierten Jugendlichen raten?
Den Pluskurs kann ich wirklich sehr empfehlen! Es gibt außerdem so viele tolle Bücher, die wahnsinnig spannende Themen jenseits dessen behandeln, was man in der Schule durchnimmt. Einfach dranbleiben halt, auch nach der Schule.
Man sollte auch anderen Naturwissenschaften eine Chance geben: Ich habe immer geglaubt, dass ich nur in Physik gut bin, bis ich gemerkt habe, wie spannend zum Beispiel auch Chemie ist. Wenn man ein Fach in der Schule nicht mochte, heißt das außerdem noch gar nichts; beschäftige dich einfach später nochmals damit, vielleicht lag’s ja nur am Lehrer!
Wie bist du auf die Idee gekommen, deine VWA für den Dr. Hans Riegel-Fachpreis einzureichen?
Das war die Idee meines Betreuungslehrers. Ich habe mir keine großen Hoffnungen gemacht und habe mich dann natürlich umso mehr gefreut, als ich Erste geworden bin.
Hast du das Gefühl, dass dir der Preis etwas gebracht hat?
Ja, schon. Man wird zu einigen Veranstaltungen eingeladen, für die ich leider dieses Jahr keine Zeit gehabt habe, aber das Programm ist richtig toll. Ich habe durch den Preis auch einige neue Freunde gefunden.
Wie reagiert dein restlicher Freundeskreis auf deine Vorliebe für Mathe und Naturwissenschaften? Finden die das cool oder wird man da auch mal ein bisschen schief angeschaut?
Früher war das auf jeden Fall so und mit zwölf ist sowieso alles peinlich. Warum ich gerade Physik studieren möchte, verstehen die meisten meiner Freundinnen aber auch heute noch nicht ganz. Als Mädchen hat man’s in der Physik generell manchmal nicht leicht, da muss man oft erst mal beweisen, dass man gleich viel drauf hat wie die Burschen. Da braucht man schon auch ordentlich Selbstbewusstsein. Mein Physiklehrer hat aber immer versucht, uns Mädchen ganz besonders für die Physik zu begeistern und uns eingetrichtert, uns bloß nicht nicht von der Männerdominanz einschüchtern zu lassen.
Gut, dass es solche Lehrer und Lehrerinnen gibt! Wir sagen Danke für das gute Gespräch und wünschen dir viel Erfolg im Studium und allem, was da kommen wird!
Bilder mit freundlicher Genehmigung von Sophie Ritter!